Amtsblatt in Woche 46

Sehr geehrte Leserinnen und Leser unserer Beiträge,

mein Name ist Dennis und ich bin Mitglied im Musikverein Tamm. Der eine oder die andere kennen mich vielleicht vom Sehen. Ich bin derjenige, der bei den Flügelhörnern des großen Orchesters oft damit auffällt, mehr mit Faxen als mit Notenblättern beschäftigt zu sein. Oder derjenige, der im Fanfarenzug aus Versehen ab und an ein anderes Liedlein anstimmt, als unser(e) StabführerIn vorgibt. Die ganz Aufmerksamen unter euch kennen mich vielleicht auch als einen der Vorsitzenden unseres Musikvereins.

Wieso ich heute diese Zeilen schreibe? Naja. Unser Amtsblatt-Team und wir haben derzeit den wohl blödesten Job, den es geben kann. Wir haben nichts wirklich Neues zu berichten, geschweige denn mit guten Nachrichten zu glänzen. Wann immer wieder eine Ankündigung bringen, müssen wir in diesen Zeiten die entsprechende Absage gleich mit vorbereiten, denn spätestens nach drei Wochen mussten wir bisher alle unsere geplanten Veranstaltungen wieder stornieren. Auch unsere Musiker und Dirigenten hören von uns zur Zeit immer nur Dinge, die ihnen ihr Leben und die Ausübung ihrer Arbeit bzw. ihres Hobbies erschweren. Das ist nicht schön und ich würde mich nicht wundern, wenn der ein oder andere bereits einen tiefen Groll hegt und der Puls bereits beim Lesen unserer Nachrichten spürbar steigt. Das macht uns derzeit nicht wirklich großen Spaß und das Amtsblatt-Team hat sich daher diese Woche mal eine Auszeit verdient.

Heute schreibe ich euch aber nicht als Vorsitzender. Ich schreibe euch als normaler Dennis. Als ein Dennis, der von Kindesbeinen an mindestens einmal in der Woche ins Vereinsheim in der Ludwigsburger Straße kommen durfte, um dort gemeinsam mit anderen zu musizieren, Zeit zu verbringen oder einfach nur Spaß mit unserer Musik zu haben.

All dies ist seit Beginn der Pandemie nicht oder nur noch eingeschränkt möglich. Und es fehlt mir! Es fehlen mir die Proben montags, in denen ich großzügig Vorzeichen vergesse (das sind laut unserem Dirigenten wohl ein wichtiges Mittel, um die Harmonie des Stücks zu erhalten), den Posaunen beim Rudern zuschaue oder mich ab und zu mit den Klarinetten amüsiere. Die Donnerstags-Proben, die bisher immer mit einer konspirativen Besprechung mit Claus und Jörg in meinem Esszimmer begannen, vermisse ich ebenfalls. Hier klappt das zwar mit den Vorzeichen besser (die Fanfare hat sowas nämlich gar nicht), aber an meiner Fähigkeit, genau dieses eine und nun ausgerechnet benötigte Notenblatt verschlampert zu haben um bei Lisbeth, Chiara, Annemarie oder Rebecca in deren Noten zu schielen, sollte auch dringendst wieder gearbeitet werden. Außerdem fehlt mir der lockere Austausch über alle Altersgruppen hinweg, der in der Pause und beim Vesper danach ein weiteres Highlight ist. Von all den Erlebnissen bei den Auftritten, Umzügen und Konzerten ganz zu schweigen. Es hat mir schon so lange niemand mehr applaudiert, dem wir, zu den unterschiedlichsten Anlässen, mit unserer Musik eine Freude machen konnten (ok, das klingt jetzt irgendwie total eitel…). Am meisten fehlt es mir jedoch in diesen Tagen einen Raum voller toller Menschen um mich herum zu haben, die dasselbe Hobby und die Liebe zur Musik verbindet.

Ich möchte den Ernst der Corona-Pandemie und die Wichtigkeit sich an die vorgegebenen Vorgaben zu halten nicht klein reden. Es ist jetzt wichtiger denn je, auf uns selbst und auf die, die wir lieben und gerne haben, Acht zu geben und uns alle zu schützen. Aber die aktuellen Auswirkungen schmerzen mich.

Das Musikmachen und auch Spüren fehlt mir so sehr, dass ich den Drang nach Musik um mich herum daheim mit noch größeren und lautstärkeren Abspielgeräten zu kompensieren versuche. Mit Titeln wie Breaking the Silence von Kissin‘ Dynamite, einer überaus hörenswerten Rockgruppe aus Burladingen, verschaffe ich mir kurzzeitige Abhilfe – außerdem spricht er mir mehr denn je aus der Seele. Alles sehr zum Leid meiner mittlerweile wohl Doublebass* geplagten Nachbarn.

Um die Zeilenanzahl hier nicht übermäßig zu strapazieren, möchte ich euch zum Ende noch einen weiteren Titel dieser grandiosen Band ans Herz legen: You’re not alone. Denn wenn auch euch diese oder sogar unsere Musik fehlt, ihr seid nicht alleine. Ich, und vermutlich jeder einzelne unserer Musiker, leiden mit euch und wir alle freuen uns mehr denn je darauf euch bei Gelegenheit mal wieder was auf die Ohren zu geben. Denn ein Lichtblick bleibt uns ja noch: es wird eine Zeit nach Corona geben. Und wir hören voneinander. Versprochen.

Bis dahin bleibt gesund und gebt auf euch und all eure Lieben und Freunde Acht. Wir stehen das durch. Sollte euch in der Zwischenzeit eine erzählenswerte Geschichte oder ein Erlebnis mit uns einfallen, zögert nicht und schreibt uns: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.. Wir freuen uns darauf von euch zu hören!

*Die Doublebass [sprich: Dabbelbäihs] ist eine Apparatur für Schlagzeuge, die es einem Schlagzeuger ermöglicht die Anschlagszahl der großen Basstrommel zu verdoppeln, in dem es ihm zwei Hämmer anstelle eines einzelnen zur Verfügung stellt, die mit beiden Füßen gleichzeitig bedient werden können. Eine sehr mächtige Erfindung!!

 

 

 

 

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 Terminvorschau

So., 15.11.2020   Jahreskonzert des Musikvereins abgesagt
Do., 24.12.2020   Heiligabendkonzert auf dem Kelterplatz abgesagt
Di., 24.12.2024   Heiligabendkonzert auf dem Kelterplatz Orchester, Alphörner